Tableau Doublé, dance performance, 2007, choreography: Jenny Beyer
Costume- and Stage design
Ein Haufen Mensch liegt anfangs in zerknüllten Decken auf dem Boden. Langsam schälen sich zwei Tänzerinnen heraus, die artig nebeneinander auf einem weiteren sorgsam ausgebreiteten Stoffrechteck Aufstellung nehmen, ganz so, als träten sie in die gerahmte Landschaft eines Bildes ein. Beyer bezieht sich in ihrem Stück auf die alte Kunst der Tableaux Vivants.
Doch legt sie es darauf an, den Zuschauer zu verwirren, die Entschlüsselung der nachgestellten Bilder in absurden Verschiebungen von Gesten und Konfigurationen immer wieder zu durchbrechen. Mal erscheinen die zwei Tänzer wie anmutig aristokratische Figuren aus einer anderen Zeit, verkeilen sich sodann ineinander zu einer monströsen Riesenkrabbe, die sich über die Bühne schleppt wie durch eine futuristische Wüstenlandschaft.Doch eindeutige Zuschreibungen sind unerwünscht. Die fragend umherwandernden Blicke der Protagonistinnen tragen zur Bedeutungsverschleierung bei. Und trotz der eingangs einnehmend poetischen Bildsprache steht der Zuschauer schon bald im Nebel.
In der Erforschung räumlicher Dimensionen öffnen sich jedoch fast unmerklich immer wieder überraschende Perspektiven. Eine paar Decken und wohl kalkuliert gesetztes Licht, mehr braucht die Choreografin nicht, um im Zusammenspiel mit ihrer Partnerin die Bühne in fantastische Landschaften zu verwandeln.
Irmela Kästner, DIE WELT